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Cremerie de Paris a une longue histoire .... époque première Cremerie


Der schöne Tod der Hallen von Paris ...
Ein Spaziergang mit Zola
... von Dorothea Razumovsky

ein Artikel aus der FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) vom 6 September 1980

Im Bauch von Paris: Wo einst der "pilori du roi", der Pranger stand
und sich die altern Baltarschen Hallen erstreckten,
dehnt sich heute das neue Eikaufszentrum mit seinem unterirdischen Parksystem
und den Betonwänden der Heizungs- und Belüftungsanlagen aus.

Erschöpft sanken wir auf zwei wakeligen Stühlen an einem Marmortischchen nieder.
"Deux cafés, Deux", gad die Wirtin mit heiserer Stimme unsere Bestellung weiter, ohne aufzublicken.
Ein hüpscher lockiger Nordafrikaner, vermutlich ihr Mann,
deponierte die Tassen geräuschvoll auf der Bartheke aus Zink.

Zigarettenkippen, Erdnussschalen und Papierschnipsel
lagen auf dem Fussboden aus Mosaik. Die cremefarbene Küchenuhr über der Tür stand still.
Der Kaffee schmeckte nach Zichorie und Chlor, es war zugig und schwül.

Am Nebentisch hatte ein dickes kleines Mädchen Apfelsinen in Stücke geschnitten,
die es nun mit seinen speckigen Fingern
über einem bis zur Mitte mit Würfelzucker gefüllten Glas ausquetschte.
Die Kleine sah, dass ich mein Zuckerpäckchen ungeöffnet beiseite schob,
stand auf und pirschte sich allmählich heran. "Ecoute, Pauline", entfuhr es Claude,
"soviel Zucker ist schlecht für dich, das macht dick."
"Ich heiss nicht Pauline", gab das Kind trotzig zurück. Pardon ? Ja natürlich nicht.


map of the Halles centrales de Paris
aus der Zeit von Emile Zola
Claude und ich hatten einen langen, anstregenden Spaziergang hinter uns.
Jetzt waren wir an der Spitze von St Eustache an einem Punkt angelangt,
wo vor hunderzwanzig Jahren Zolas Romanheld Florent von einem Gemüsekarren herunterstieg,
um sich genauso verwundert umzusehen wie wir uns heute.


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Portrait de Napol??on III
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Alles war verändert, seit er im Dezember 1851, nach dem Staatsstreich Napoleons III,
als blutjunger republikanischer Terrorist wie viele seiner Gesinnungsgenossen auf Lebenszeit
dorthin verbannt worden war, wo der Pfeffer wächst.
Staunend sah er die geraden, breiten Boulevards des "Grossen Barons" Haussmann,
die neue Strasse des Pont Neuf und vor allem die zartgliedrigen, scherenschnittartigen
schmiede- und gusseisernen Verstrebungen der zehn neuen Markthallen von Paris.
Verwirrt von diesem gleichermassen kolossalen wie fragilen Anblick,
schaute er sich um und entdeckte zu seiner Verwunderung danz in der Nähe
die in ihrem Stilgemisch unverwechselbare Fassade der Kirche St Eustache.

Bis zum Morgengrauen irrte Florent umher im Gewirr der Gassen, Strassen und Plätze
dieses zentralen Quartiers von Paris im Schnittfeld der vier ersten Arrondissements,
zwischen den Bergen von Kohl und Käse, von Fisch, Fleisch und Früchten des riesiegen Marktes,
habtot vor Hunger und Müdigkeit.
Den neunen Tag begrüsste er wie die meisten Bauern und Händler
in einer Bar in der Rue du Jour - man gab den Hungernden zu Trinken wie eh und je in dieser Stadt -
und schliesslich fand er ein paar Schritte von hier,
an der Ecke der Rue de Rambuteau,
den neuen Laden seines Bruders,
des wohlhabenden Schweineschlächters und Wurstfabrikanten Quenu,
fand heim in die fettglänzende heile Welt der Sülzen, Schwarten und Schinken seiner Kindheit.
An der Kasse thronte die stolze, umfangreiche Schwägerin, die Schöne Lisa,
im Hinterzimmer spielte deren dickes Töchterchen Pauline.

Vor allem die Kindergestalten sind Zola in seinem "Der Bauch von Paris / Le Ventre de Paris"
dokumentarisch gelungen: sie sind Kinder des Zeitgeists,
der Gedanken und Ideen Luis Blancs, Claude Bernards und Hippolyte Taines,
die Marx, Engels und Lasalle (als er sich noch Lassal schrieb) hier vorfanden
und von hier mit sich nahmen.
Diese Kinder sind Zeugnisse der sozialen Evolution,
lebendige Beweise für die Theorie von den physischen Ursachen der Gefühle,
von der sozialen Vorherbestimmung des Charakters.

Pauline zum Beispiel ist eine unveränderbare kleine Spiesserin,
selbstgerecht, wohlanständig und doch unerklärbar angezogen von dem verwilderten Knaben Muche,
der heimlich, wie sein Name verrät, sich von Florent in der Kunst des Schreibens und Lesens
einführen lässt und mit Eifer die schwierigen Wörter
"tyranniquement, liberticide, anticonstitutionel und révolutionnaire" kopiert
oder gar so gewichtige Sätze wie "Der Tag der Gerechtigkeit wird kommen ..."

Eines Tages war Pauline besonders schön zurrechtgemacht, in wippendem Röckchen,
blaue Samtschleifen im sorgfältig gebürstetem Haar: sie stahlte, fett und zart wie ihre Mutter,
den pariserischen Charme einer neuen Porzellanpuppe aus, wie man sie heute "antik"
in den Boutiquen rundum kaufen kann. Für Muche, der sonst mit toten Fischen in der Gosse spielt,
war die Versuchung unwiderstehlich,
mit Schmeicheleien und erpressischerischer Gewalt zog er Pauline von ihrem Bürgersteig
zu sich herunter und immer weiter fort bis zum anderen Ende des Marktes,
zum Place des Innocents, dem Platz der unschuldingen Opfer des Herodes,
wo der siebenjährige Revolutionär das kleine Weibchen mit dem Wasser der Fontaine
und dem Dreck der lockeren Erde gründlich und genüsslich schmutzig machte.


Muches Grossmutter war damals gerade alt genug,
um von der guten alten Zeit zu schwärmen,
als an dieser Stelle noch Markt und Friedhof zugleich gewesen waren ....



lange zuvor ... die Fontaine des Innocents (2/8)


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