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Cremerie de Paris a une longue histoire .... époque Nicolas V de Villeroy

Die alten Markthallen
- Beginn eines Spaziergangs mit Emile Zola (1/8)

ein Artikel aus der FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) vom 6 September 1980
von Dorothea Razumovsky



aus der Zeit des Fiedhofes Saint Innocents
Muches Grossmutter war damals gerade alt genug,
um von der guten alten Zeit zu schwärmen,
als an dieser Stelle noch Markt und Friedhof zugleich gewesen waren.
In seinem zwölfbändigen
Sittenbild "Gemälde von Paris" hat der Romancier und Dramatiker
Louis Sebastien Mercier (1740-1814) in den Jahren unmittelbar vor der Grossen Revolution
(sein Werk hat nicht wenig zu dieser beigetragen !) diesen Platz beschrieben,
das grausige Durch- und Mitteinander von Tod und Leben:
"Ein Markt auf dem man Kräuter und Gemüse verkauft,
war auf den überresten der Menschen entstanden.
ich kann nicht gedankenlos darüber hingehen.
... In den an den Friedhof angrenzenden Häusern
verdarb die Milch in wenigen Stunden,
der Wein wurde sauer im offenen Fass: der Dunst der Leichen
drohte die Luft zu vergifften."


Mercier spricht von zehn Millionen Toten,
die hier seit dem 7. Jahrhundert, zunächst natürlich nach römischen Gesetz
"extra muros", auf engstem Raum bestattet worden waren.
Hunde, Haus- und Wildschweine durchwühlten den Boden,
Leichenfledderer brachen die Särge der Reichen auf,
und in den anliegenden Gassen nisteten Verbrechen und Prostitution.

Im 12. Jahrhundert liess Philippe Auguste eine drei Meter hohe Mauer errichten,
gleichzeitig mit den beiden ersten Markthallen im nordwestlich anschliessenden Terrain,
innerhalb der damals neuen Stadtmauern von Paris.

Doch bis 1780 wurden die Toten der umliegenden Gemeinden, vor allem aber des Hôtel-Dieu,
des einzigen grossen Krankenhauses, zum Cimitière des Innocents gebracht.
Als im regnerischen Frühling 1780 das Grundwasser bis in die Keller der alten Häuser
der Wäschegasse, rue de la Lingerie, stieg
,als schliesslich VoltIare, Cadet-Devaux und Fourcroy
Aufrufe und Memoranden formulierten und unterzeichnet hatten,
wurde die Umbettung
der menschlichen Überreste in die 1774 geöffneten, unterirdischen Gänge
bei der heutigen Avenue Denfert-Rochereau beschlossen
und zwischen 1785 und 1788 durchgeführt.

Doch noch immer, so zum Beispiel 1973 beim Bau der Express Metro Linie RER
förderten die Bagger in diesem Winkel von Paris mehr Knochen als Steine zu Tage.



Auf diesem Platz der Unschuldigen Kinder
wurde eines Tages ein kleiner Junge gefunden,
eine Kräuterfrau gab ihm den duftenden Namen Majoran,
zwei bis drei Jahre alt, sehr fett, sehr lebensfroh und völlig blöde.
Die Marktweiber liebten und fütterten ihn,
er wurde ihr Maskottchen, das Kind des Marktes schlechthin.
Später liess Zola auch ein kleines Mädchen auftauchen,
von seiner Mutter an der Ecke der Hurenstrasse St Denis ausgesetzt,
die schlaue kleine Sultanine.

Die beiden Kinder schliefen fortan zusammen in einem Leiterwagen
ohne Räder bei einer frommen Frau in der Speckgasse, der Rue du Lard.
Sie küssten und umarmteneinander auf den Hügeln aus Kraut,
auf den Butterbergen, in den unterirdischenKaninchengehegen und Geflügelgeställen
und zwischen Karotten, Gurken und Dill:
und der ganze Markt war der für sie immer gedeckte Tisch des Herren.

Als in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunders der Friedhof der Innocents
aufgelassen wurde, ist gleichzeitig die gleichnamige Kirche aus der Zeit
Ludwigs des Dicken abgerissen worden.


An den Kirchenbau angelehnt hatten dort
seit Heinrich II (Henry II) drei Loggien gestanden, die sich zur Strasse St Denis
hin wie Opernlogen öffneten und den vornehmen Herrschaften als Tribüne dienten,
wenn es einen festlichen Einzug zu bewundern galt.
So auch am Nachmittage des 14 Mai 1610, ...




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