Dorothea Razumovsky ... Folgen eines Spaziergangs in Paris
Dorothea Razumovsky ist völlig unerwartet am 2 Januar 2014 verstorben.
Wenige Monate zuvor am 29 August 2013 organisierte sie einen Ausflug.
Der Editor der Cremerie de Paris frug sie "erinnerst Du Dich noch an den Artikel den Du damals
über die Hallen von Paris geschrieben hast ?
Das war so interessant,
heute mache ich selber Nachforschungen über dieses Viertel."
... plötzlich verschwand sie
und tauchte ein viertel Stunde später wieder auf
in Begleitung des Orginaldruckes des damals geschriebenen Artikles
der im September 1980 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienen ist.
1980 ... Einladung für Sommerferien in Paris
Zur Zeit des Entstehens des Artikels
war der Herausgeber der Webseite der Cremerie de Paris,
noch ein Gymnasiast, für eine Woche, Juli 1980, zu Besuch
bei seiner recht orginellen Patentante.
Sie wohnte mit ihrer Familie 20 km westlich
von Paris
in St Germain en Laye, rue Flachat.
Dorothea Razumovsky arbeitete damals als freie Journalistin
für die Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ .
Die Woche der Sommerferien war vollgepackt mit hochinteressanten
Paris Besichtigungen, Paris zum ersten Mal ...
Und zwei dieser Tagen führte in das Quartier des Halles.
In der rue des Halles waren immer noch einige Geschäfte,
wie die grosse ehemalige Cremerie de Paris geschlossen
und mit Bretterverschägen vor der "modernen Zeit" abgeschirmt.
Eine sehr lebendige Besichtigung
dank der Erzählungen aus den noch ganz frischen Recherchen
für den FAZ Artikel.
Die in dem Artikel erwähnten Souvenirläden
in denen der ein oder andere Unsinn gekauft wurde
sowie einem ganz neu eröffneten, glänzendes Forum des Halles
erbaut von dem Architeken Jean Willerval.
An einem der Abende dieser Sommerferien im Juli 1980
schrieb die Dorothea Razumovsky an diesem Artikel
und suchte nach passenden Wörtern
...
Ihr Patenkind hatte die Ehre Leseproben vorgelesen zu bekommen.
Wenige Zeit später ging sie für viele Jahre
als Journalistin
nach Südafrika,
dort schrieb sie für die deutsche Presse
viele Artikel zu den Rassenproblemen des Landes.
Der junge Besucher hingegen, ihr Patenkind
kam 1983 später als Deutscher Austausschüler nach Frankreich zurrück
und machte 1984 das Baccalauréat.
1986 ... Enstehung der heutigen Cremerie de Paris 1986, einige Jahre später, eröffnete das Patenkind
in einem der leerstehenden Läden der Hallen,
11 rue des Halles
eine Sony Telefonboutique.
1989, 1990 eröffneten in der gleichen Strasse zwei weitere Sony Boutiquen.
1991 stand Dorothea Razumovsky überraschend als "Kundin" im Geschäft.
1993 gab es Dank der Sony Telefone
die Möglichkeit die ehemalige Cremerie de Paris zu kaufen
um daraus eine vierte Sony Boutique zu machen
die sich 1995 zu dem ersten Internetcafe von Paris umfunktionnierte.
Das Internetcafe florierte 10 Jahre,
viele webseiten wie das Phonebook of the World,
oder die Whitepages verschiedener Länder sind dort entstanden.
Aus der Zeit des Internetcafes stammt auch eine der kürzesten
Webadressen der Welt,
VB.com.
Volkswagen und die Deutsche Bank
haben ebenfalls eine der sonst fast ausschliesslich
in Amerikanischen oder Chinesischen Händen
liegenden
696 Two Letter .com Domains.
2001 kam Dorothea Razumovsky nochmal zu Besuch.
2005 war die Zeit für Internetcafés vorbei.
seit 2010 ... erneute Nachforschungen über die Geschichte der Hallen von Paris
2010 wurde die ehemalige Cremerie de Paris
in ein Product Expo Center umgewandelt.
Die Cremerie benötigte eine webseite und war renovierungsbedürftig.
Auch hatte sie noch keinerlei Referenzen aufzuweisen.
So machte das Patenkind einige Nachforschungen ...
Dabei entdeckte es die sehr ungewöhlichen Gechichte des Gebäudes,
des Hotel de Villeroy,
die Geschichte der Strasse, der rue des Halles
sowie etwas weiterschweifender die des Quartiers des Halles.
Ja die hunderjahre alte Geschichte des Hotel de Villeroy
war komplett in Vergessenheit geraten
und niemand,
wusste das das Gebäude einmal Nicolas IV de Villeroy,
dem engsten Beraters des
in dem Dortothea Razumovsky FAZ Artikel
erwähnten Königs Henri IV gehört hatte.
Später verbrachte dessen Enkel
Ludwig XIV
dort einen Teil seiner Kindheit ...
Der orginal Artikel aus dem FAZ Feuilleton war
ein ganz besonderes Geschenk anlässlich
eines
Ausfluges vom 29 August 2013.
Eigentlich hatte das Patenkind geplant den Artikel gleich in die
"history section"
der Cremerie de Paris webseite einzuarbeiten,
aber manchmal fehlt leider die Zeit.
So wurde sich dem Patenkind /
Herausgeber der Webseite der Cremerie de Paris
erst beim "Abschreiben" des Artikels,
kurz nach dem 2 Januar 2014,
(Todestag der Authorin Dorothea Razumovsky)
bewusst, das er ja schon vor vielen Jahren einmal,
in die so abwechslungsreiche Geschichte der Hallen eintauchen durfte.
Ja jetzt erinnert er sich plötzlich an vielerlei Details
die er selber vergessen hatte ....
Irgentwie cool eine Patentante die Teenagers nicht mit materiellen Geschenken vollstopft
und sich statt dessen eine ganze Woche Zeit nimmt
eine Stadtbesichtigung zu unternehmen.
Ja vielleicht hatte dieser FAZ Artikel
"Der schöne Tod der Hallen von Paris,
ein Spaziergang von Dorothea Razumovsky
mit Emile Zola",
sowie der reale Spaziergang mit Dorothea Razumovsky
durch le Quartier des Halles
... irgentwie einen Einfluss
auf das spätere Entstehen der heutige Cremerie de Paris
Und die unglaubliche History des Gebäudes
hat heute eine magische Anziehungskraft
auf alle möglichen weltbekannte Firmen
die dort Ausstellungen organisieren.
Dorothea Razumovsky ... ein ereignissreiches Leben
Quelle:
Literaturkritik.de
Am 2. Januar ist das ereignisreiche Leben
der Autorin und Auslandskorrespondentin Dorothea Gräfin Razumovsky plötzlich zu Ende gegangen.
Geboren wurde sie am 11. Dezember 1935 in Lich / Hessen.
Nach Sachbüchern über Geschichte und Politik Jugoslawiens
(1978 „Titos Erbe“, 1991 „Chaos Jugoslawien“, 1999 „Der Balkan“)
und Südafrikas (1987 „Frauen im Männerstaat Südafrika“, 1988 „Kinder und Gewalt in Südafrika“, 1990 „Letzte Hoffnung am Kap“)
hatte sie zuletzt zwei Romane publiziert
(2009 „Letzte Liebe“ und 2011 „Babuljas Glück“).
Diese fanden, besonders bei Leserinnen ihrer Generation, großen Zuspruch.
Dorothea Razumovsky verbrachte viele Jahre als Auslandsreporterin in Prag,
Den Haag, Belgrad, Paris und Johannesburg. Statt zuhause in ihrer Schreibstube darauf zu warten,
dass die Weltgeschichte bei ihr einkehre,
begab sie sich, ihrer politischen Neugier folgend,
zu den Schauplätzen kommender Ereignisse
und prophezeite in der Rolle der Kassandra
das Ende dreier unterschiedlicher Diktaturen: der Regimes von Nowotny, Tito und Botha.
In Prag unterstützte sie vor dem „Prager Frühling“ zusammen mit ihrem Mann,
dem FAZ-Korrespondenten Andreas Razumovsky, Dissidenten,
bis beide wenige Tage vor Weihnachten – und vor dem Sturz Nowotnys – mit ihren drei kleinen Kindern ausgewiesen wurden.
Nach erholsamen Jahren in Den Haag berichtete sie
fünf Jahre lang aus Belgrad über den langsamen Verfall von Titos Alleinherrschaft.
Nach vier Jahren in Paris, wo sie neben dem Buch „Titos Erbe“
Feuilletons über Kunstausstellungen
sowie einen Artikel über das neu renovierte Stadtviertel Les Halles
und über erste Unruhen von Migranten in Vororten verfasste,
lebte sie sieben Jahre in Johannesburg und machte in vielen Zeitungs- und Rundfunkbeiträgen
auf die Absurdität der Apartheitspolitik aufmerksam.
Einmal wurde sie mit verbundenen Augen
zu einem geheimen Treffen des ANC (African National Congress) gebracht,
ein andermal folgte sie der Einladung des Königs von Swaziland,
der ihr seine hundert Frauen vorstellte.
Als sie mit ihrem Sohn Gregor nach Lesotho,
dem zweiten ‚unabhängigen’ südafrikanischen Binnenstaat, reiste,
wurde nachts in ihrem Hotel geschossen.
Gregor robbte auf den Flur und steckte eine leere Patronenhülse ein.
Zurück in Johannesburg, hörte sie, dass sich in dieser Nacht in Lesotho ein Putsch ereignet habe.
Sie übergab die Patrone, die in die Gewehrläufe der südafrikanischen Armee passte,
einem für ein liberales Blatt schreibenden Kollegen, der dann enthüllte,
wer den Putsch ausgeführt hatte.
Hätte sie dies selbst berichtet, wäre sie ausgewiesen worden.
Die „Letzte Hoffnung am Kap“ war für Dorothea Razumovsky Nelson Mandela, der damals noch im Gefängnis in Kapstadt saß,
mit seiner auf die Versöhnung zwischen „Schwarzen“ und „Weißen“ zielenden Politik.
Während Mahatma Gandhi, die andere Lichtgestalt des 20. Jahrhunderts,
es nicht geschafft hatte, Hindus und Moslems zu vereinen,
hatte Mandela, der 1994 zum Präsidenten gewählt wurde,
mit der Politik der gegenseitigen Versöhnung und Vergebung Erfolg.
Dorothea Razumovsky schrieb mehrfach über ihn und erzählte einmal folgende Episode:
Im Februar 1990, als Südafrika kurz vor einem Bürgerkrieg stand,
wurde Mandela auf Anordnung von Präsident Frederik de Klerk aus dem Gefängnis geholt
und für den Empfang beim Präsidenten mit Anzug und Schuhen ausgestattet.
Als Mandela, der nach fast dreißig Jahren Haft nicht mehr gewohnt war,
Schuhe zu tragen, mit offenen Schuhbändern in den Empfangssaal trat,
musste ausgerechnet der Justizminister vor ihm niederknien und seine Schuhbänder zubinden.
Nach ihrer Rückkehr sagte Dorothea Razumovsky alle drei Kriege
im ehemaligen Jugoslawien voraus,
die die deutsche Regierung durch die übereilte Anerkennung von Staaten,
in denen mehrere Völker leben, mit verursacht hat.
Anfang Dezember reiste sie ein letztes Mal in das von ihr geliebte Südafrika.
Kaum war sie dort angekommen, starb Mandela,
und sie konnte miterleben, wie die Verehrung für Mandela noch einmal die sich inzwischen wieder streitenden Volksgruppen vereinte.
Dorothea Razumovsky leaves behind 3 children and a several very glamorous grandchildren.